Betreuer vor Ort BvO
»Betreuer vor Ort«, kurz BvO, heißt ein bundesweites Pilotprojekt, das der DRK-Kreisverband Offenburg am Samstag startete. Es soll Einsätze des Rettungsdienstes in Offenburg und dem Renchtal reduzieren helfen. Ein Erlass des Innenministeriums hatte den Stein ins Rollen gebracht.
»Wir mussten innerhalb von drei Wochen reagieren«, blickt Sascha Koffer auf eine arbeitsreiche Vorweihnachtszeit zurück. Zusammen mit dem DRK-Kreisbereitschaftsleiter Florian Hebding aus Oppenau erstellte der stellvertretende Kreisbereitschaftsleiter des DRK Offenburg das 14 Seiten umfassende Konzept für die »Betreuer vor Ort«. Bundesweit laut Koffer einmalig und zurückzuführen auf einen Erlass des baden-württembergischen Innenministeriums, wonach Rettungsdienste nur noch bei Notfällen, nicht mehr aber bei sozialen Notfällen zum Einsatz kommen dürfen.
»Das Projekt ist gewissermaßen ein Lückenbüßer und soll den Rettungsdienst entlasten«, erläutert Hebding. Es richtet sich an die Besitzer von Hausnotrufdiensten des DRK. Rund 700 dieser Geräte befinden sich laut Koffer derzeit in Offenburg und dem Renchtal im Einsatz. Über sie können Menschen per Knopfdruck die Hausnotrufzentrale in Müllheim alarmieren. Diese wiederum versucht, Kontakt mit dem Hilferufenden aufzunehmen beziehungsweise Angehörige zu verständigen. Scheitert das, wird der Rettungsdienst verständigt. Dieser musste bislang auch dann ausrücken, wenn der Besitzer eines Hausnotrufs beispielsweise gestürzt war und sich selbst nicht mehr aufrichten konnte. »Dabei handelt es sich dann nicht um einen Notfall, sondern um einen Sozialdienst«, betont Hebding.
Überrascht war Sascha Koffer von der Bereitschaft vieler DRK-Mitglieder, sich bei den »Betreuern vor Ort« zu engagieren. Die Gruppe zählt laut Hebding aktuell 25 Mitglieder, wobei etwa zehn aus Oberkirch sind, der Rest verteilt sich auf Offenburg und dessen Umland. DRK-Mitglieder aus dem oberen Renchtal sind in das Projekt nicht eingebunden. Aus gutem Grund: »Der Schlüsselsatz für die Wohnungen der Hausnotrufbesitzer befindet sich in der Rettungswache Oberkirch«, erläutert Hebding. Bei einer Alarmierung verständigen sich die Betreuer zunächst untereinander, wer ausrückt. Anschließend holt derjenige den entsprechenden Wohnungsschlüssel und fährt zum Einsatzort. Für ein DRK-Mitglied aus Oppenau oder gar Bad Peterstal-Griesbach würde die Zwischenstation Oberkirch zusätzliche Fahrzeit bedeuten. Spätestens 45 Minuten nach der Alarmierung wollen die »Betreuer vor Ort« am Einsatzort sein, erklärt Hebding. »Das ist schließlich kein Notfalleinsatz.« Für das DRK stelle der neu hinzugekommene Dienst zwar eine weitere Aufgabe dar, die Belastung für die BvO-Gruppe dürfte sich Hebding zufolge jedoch in Grenzen halten. In den zurückliegenden drei Monaten habe es zwei solcher Einsätze im Renchtal gegeben, bei denen die BvO ausgerückt wären.
Sascha Koffer und Florian Hebding sind nun gespannt, wie das Projekt anläuft. Der Kreisverband sei bundesweit der erste, der mit den »Betreuern vor Ort« diesen Schritt geht, meint Koffer. Es sei richtig, dass der Rettungsdienst dadurch entlastet wird, findet Hebding. Das DRK versuche nun Probleme zu lösen, für die eigentlich Familienmitglieder zuständig sein sollten. Die BvO-Einsätze sollen deshalb nur kurze Hilfeleistungen sein und keinen Pflegedienst ersetzen.
Aufgaben der »Betreuer vor Ort«
Der »Betreuer vor Ort« ist laut Konzept des DRK-Kreisverbands Offenburg in erster Linie Ansprechpartner und Kümmerer. Ansprechpartner ist er auch für die Leitstelle, Polizei oder Feuerwehr. Er unterstützt bei der Lagefeststellung stellt das Bindeglied zu den anderen Rotkreuzeinheiten (zum Beispiel Betreuungsgruppe), dem Katastrophenschutz, Kirchen und weiteren in Betracht kommenden Einrichtungen dar.
Der »Betreuer vor Ort« kümmert sich um Personen, die Hilfe brauchen. Also solche, die plötzlich und unvorbereitet in Not geraten sind. Er nimmt den Kontakt mit ihnen auf, ermittelt den benötigten Unterstützungsbedarf und organisiert dementsprechend weiterführende Hilfen. Das Hauptaugenmerk liegt demnach auf der Vermittlung der notwendigen Hilfemaßnahmen.